Heute gibt's Geschichte, Kultur und Familie...
Wir fahren nach Eisenhüttenstadt, angelockt von einer Sonderausstellung

Im Museum "Utopie und Alltag" in Eisenhüttenstadt gibt es eine Sonderausstellung zum Urlaub in der DDR in das sozialistische Ausland. Das war ohne Visum nur in die damaligen ČSSR und Polen möglich, nach Polen nur bis 1980. Mit der Gründung von Solidarność, einer Arbeitergewerkschaft in Polen, und den vorausgegangen Streiks, wurde der "visafreie Reiseverkehr" auch nach Polen eingestellt. Für DDR-Bürger war es an da nur noch möglich, in die Tschechoslowakei ohne Visum zu reisen.

Im Museum selber war es eigentlich nicht erlaubt, Fotos zu machen 🤫
Hier eine Landkarte, auf der sich die Besucher eintragen konnten, wohin sie gereist sind

Natürlich habe ich mich und meine Familie auch verewigt
In der Sonderausstellung wurden viele Zeitzeugen-Dokumente ausgestellt. Ich hab mich nicht getraut so viel zu fotografieren, wenns doch nicht erlaubt ist...

In der Dauerausstellung wurde der Alltag der DDR von der Gründung 1949 bis zum Ende 1989 dokumentiert.
Ein paar Schnappschüsse hab ich gemacht

Empfängnisverhütung

Die sanitären Anlagen einer Kinderkrippe... für meine Kollegin und mich besonders interessant, vergleicht man es mit dem Standard heute (Gruß an Bärbel😘)
Und jetzt zu Eisenhüttenstadt (Gruß an Dajana😘), bei der Gründung 1950 Stalinstadt genannt.
Allen, die es noch nie im Blick hatten, hierher zu fahren, sei gesagt: Es war wahnsinnig interessant.
Die erste Planstadt der DDR entstand parallel zum Eisenhüttenkombinat Ost (EKO), einem riesigen Stahlwerk an der Oder, dem Grenzfluss zu Polen. Der Regierung der DDR war es wichtig, dass die vielen Menschen, die hierher zogen, neben der Arbeit ein soziales und kulturelles Umfeld vorfanden. So entstanden in mehreren Bauabschnitten neben großzügigen Wohnungen mit vielen Grünflächen auch Kindergärten und Schulen, ein Krankenhaus, ein Theater, eine Großgaststätte, der erste Selbstbedienungsladen der DDR usw.

Heute ist diese Planstadt das größte Flächendenkmal Deutschlands.

Die Wohnkomplexe werden von riesigen breiten Straßen voneinander getrennt

Der erste Wohnkomplex wurde sehr schlicht gehalten, bis Walter Ulbricht kam und verlangte, dass die Wohnblocks schöner gestaltet werden. Die späteren Wohnblocks sind zum Teil aufwendig verziert


In den riesigen Innenhöfen gibt es viel Platz und viel Grün. Eine Einwohnerin hat uns erzählt, dass früher in jedem Innenhof Spielplätze waren und sogar kleine Pools zum Baden. Die Anwohner saßen abends zusammen, haben gegrillt und "jequatscht"

Die Straßennamen sind geblieben...
Leider hat es den ganzen Tag so geregnet, dsss die Bilder nicht so besonders belichtet sind

Das Theater

Das Museum "Utopie und Alltag ", früher eine Kindertagesstätte und auch Wochenkrippe

Kaffee trinken in der ehemaligen Großgaststätte "Aktivist"

Und natürlich durfte auch die Propaganda nicht fehlen. Hier der Platz des Obelisken, einem riesigen Versammlungsplatz für Aufmarsch und Appelle mit einem Obelisken mit sowjetischen Stern oben drauf.
Es ging ja nicht nur darum, den Menschen attraktiven Wohnraum, soziale und kulturelle Einrichtungen zur Verfügung zu stellen, sondern sie in erster Linie zu guten, sozialistischen Menschen zu "erziehen"

Das war unerwartet total spannend und interessant. Wie haben einen Rundgang durch dieses Flächendenkmal gemacht (soweit es bei dem Regen möglich war). Wir sind mit den Menschen ins Gespräch gekommen, die schroff, aber offen, freundlich und gerade heraus sind.
Die Region ist extrem von der Deindustrialisierung der 1990er Jahre betroffen. Die Bevölkerungszahlen haben sich seit 1990 halbiert. Das ehemalige EKO Werk gibt es noch, doch ist zur Zeit wieder mal von Kurzarbeit betroffen. Die jungen Leute wandern ab, es gibt viel Leerstand in dieser Grenzregion zu Polen.

Und am Abend gabs unverhofft noch Besuch: meine Cousine Mandy und ihr Mann Steffen haben uns auf dem Campingplatz besucht😊. Sie wohnen in Berlin, da war es nicht weit. Schön wars!
Kommentar schreiben
Melli (Sonntag, 21 August 2022 16:59)
Lecker Aperölchen?!
Meika (Sonntag, 21 August 2022 17:08)
Wer ist denn der unrasierte, ältere Herr mit der Lesebrille in der Gaststätte "Aktivist"?�
Sandy (Sonntag, 21 August 2022 19:14)
Eine Zufallsbekanntschaft...
Bärbel (Sonntag, 21 August 2022 21:22)
Zur Kinderkrippe: sehr einfach und funktionell. Was brauchts mehr? �
Heidrunm255@gmail.com (Montag, 22 August 2022 08:58)
Das war aber sehr interessant, als wäre man dabei gewesen.Schönen Tag Euch!
Liebe Grüße
Marion (Montag, 22 August 2022 16:37)
Danke für die tollen Eindrücke und Bilder-ich war dabei�