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Tag 20: Bergmann-Kiez, Tränen und die Waldbühne

Guten Morgen! Die Sonne lacht! Die Hauptstadt ruft!

Greta darf heute das Ziel am Vormittag bestimmen. Da wir erst vor Kurzem in Berlin waren, Greta und ich, und da wirklich viel gesehen haben und ganz und gar politisch gebildet wurden (nachzulesen hier), gibt's heute bisschen mehr shopping. 

Fahrt mit der Bahn

Das Ziel ist zunächst der Bergmann-Kiez in Kreuzberg

Ein bunter Stadtteil empfängt uns, mit einer Vielzahl an bunten kleinen Läden und vor allem viel unterschiedlicher Gastronomie 

Erstmal ein Eis

Einen Perlenladen hatte Greta sich ausgesucht...

...und ist ab sofort im Perlen-Glück!

Unzählige Perlen und Varianten gibt es hier! Die Auswahl ist enorm

Schließlich findet sie alles, was sie sucht und ist nur an der Kasse kurz bestürzt über den Preis😮! Doch ein kostenloses Päckchen gemischter Perlen als Geschenk versöhnt sie und sie ist glücklich! 


Nun darf sie heute auch noch die Auswahl des Mittagessens bestimmen! Es wird ein veganes Restaurant, das wussten wie schon vorher 😀

Die Auswahl ist riesig! 


Nur mal so als Beispiel:

Das hier ist mein Essen: veganes Rindfleisch mit Gemüse, Erdnüssen und Nudeln! War sehr lecker!

Wir bummeln noch ein bisschen durch den Kiez

Es gibt immer wieder Läden, die uns anziehen (also uns Damen😀, der Herr in der Runde ist geduldig mit uns)

Noch eine Runde durch die Marheineke Markthalle

Hier gibt's allerlei Speisen

Und einen schlauen Spruch von Churchill 


Dann verlassen wir das Viertel wieder, machen beim Umsteigen ein wirklich kurzen Abstecher beim Alex. Hier ist es echt nicht schön, aber dieser Anblick ist beeindruckend 

Der Fernsehturm! Habe ich als Kind und wir schon vor ein paar Jahren besucht, ist wirklich toll und sollte bei jedem Berlin-Besucher auf dem Plan stehen. Doch wir heute nicht 

Wir fahren weiter und steigen am Bahnhof Friedrichstraße aus

Dieser Bahnhof war zu DDR-Zeiten ein Grenzübergang und quasi geteilt. Um den Übergang von der S-Bahn der DDR zu den Bahnen in West-Berlin inklusive Zoll und Passkontrolle zu ermöglichen, wurde ein Gebäude dazwischen geschaltet

Der sogenannte "Tränenpalast".

Der wurde so genannt, weil sich hier davor wohl dramatisch Szenen bei der Ausreise und auch bei der Einreise abspielten. Wir erfahren Schicksale von geteilten Familien, Liebespaaren und Ausreisenden aus der DDR.

Blick in die Abfertigungshalle

Hier mussten die Menschen oft stundenlang auf ihre Ausreise warten 

Original-Schilder von damals 

Hier hinein musste man zur Passkontrolle. Beide Türen wurden geschlossen, man war praktisch gefangen. Erst wenn der Grenzbeamte (das waren in der Regel Stasi-Mitarbeiter) die Passkontrolle beendete, öffnete er die Tür zum Ausgang. Das waren für die Menschen vor dem Schalter oft unendlich lange Minuten der Unsicherheit und Ungewissheit. Nicht nur für Menschen aus der DDR,  die in den Westen reisen durften, um Verwandte zu besuchen oder deren Ausreise genehmigt wurde. Auch Westdeutsche empfanden dieses Vorgehen als erniedrigend und beängstigend. 

Steffen erklärt Greta anhand des Modells des Bahnhofes das Vorgehen und die Wege.


Wann immer es Gelegenheit gibt, erzählen wir unseren Kindern von unseren Erfahrungen in der DDR, die wir beide als Kind und Jugendliche erlebt haben, welche Ungerechtigkeiten uns und anderen widerfahren sind, aber auch, dass wir trotz allem eine schöne Kindheit und Jugend hatten aufgrund von unserer familiären Einbettung und unserer Freunde.

Hier noch ein kurzer Blick in ein West-Paket. Heute nicht mehr nachvollziehbar, welche Gefühle und welche Freude ein solches Paket auslöste. Verwandte aus dem Westen (bei mir war es meine Oma in Heidelberg) schickten regelmäßig oder unregelmäßig Pakete mit Waren aus dem Westen. Drin waren meist Kaffee, Seife, Kakao, Kaugummi, Süßigkeiten für uns Kinder und Schokolade.


Weiter geht's mit Erinnerungen und Erlebnissen aus der Zeit in Berlin vor 1989

Steffen hat 1988 in Berlin gearbeitet und stieg oft hier aus: S-Bahnhof Jannowitzbrücke.

Auf diesem Block in der Heinrich-Heine-Srraße hat er damals das Dach gedeckt. Die Straße führte direkt zur Grenze und zu  Stadtbezirk Neukölln.

Da oben, ganz am Ende des Blocks, saß der 20-jährige Steffen und blickte voller Sehnsucht in Richtung des unerreichbaren West-Berlins. Niemals würde er den Ku'Damm sehen oder das Gebäude mit dem Mercedes-Stern. Er sah die PanAm-Maschinen über Berlin starten und landen in Tempelhof, aber er würde selber nie eine solche Maschine betreten dürfen.

Plötzlich ging hinter ihm die Dachluke auf. 2 Menschen in ziviler Kleidung forderten ihn auf mitzukommen. Seine Personalien wurden aufgenommen. Er wurde ermahnt, nicht von der Baustelle aus Richtung Westen zu schauen. Wenn er nochmals dabei erwischt werden würde, dann bekäme er Berlin-Verbot. Auch das gab es damals: Verbot für den Besuch von Berlin, wenn man sich nicht staatskonform verhalten hatte.

Der junge Steffen damals hatte ganz schön Angst, ist aber zum Glück mit einem blauen Auge davon gekommen. Aber seine Zweifel an dem Staat wurden damit noch verstärkt. 

Wir laufen bis zur ehemaligen Grenze. Durch die ganze Stadt wird durch Steine auf dem Boden der Verlauf der Mauer angezeigt. Es ist wichtig, um nie zu vergessen, welcher Unrechtsstaat die kommunistische DDR war und wieviele unschuldige Menschen dem System zum Opfer fielen! 


Ok, genug Geschichte für heute. Zurück in die Gegenwart 


Kurze Pause. Kein Berlin-Besuch ohne Berliner Weiße mit Schuss

Ich wusste, dass ich den Aufkleber heute noch entdecken würde😃

Hier trennen sich unsere Wege für heute. Greta und ich fahren zurück nach Köpenick, aber Steffen fährt:

Zur Waldbühne! 

Zufällig spielt seine Lieblingsband, die "Böhsen Onkelz", heute und morgen hier. Er hat keine Karte, aber er versucht sein Glück 

Und tatsächlich bekommt er vor der Waldbühne noch eine Karte fürs Konzert! Spontan ist doch oft am besten!

Er sitzt auch noch so weit vorn, dass er Kevin Russel fast die Hand schütteln kann!


Sehr geschafft, aber überglücklich, kommt er nach einer etwas wirren Fahrt durch das nächtliche Berlin um 1 Uhr in Köpenick an.

Gute Nacht! 

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Kommentare: 3
  • #1

    Markus Grün (Mittwoch, 21 August 2024 08:51)

    Sehr schöner Bericht.. und das Steffen noch die Onkelz sehen konnte...beneidenswert...

  • #2

    Mutti (Mittwoch, 21 August 2024 15:39)

    Ich schließe mich dem Markus an.LG

  • #3

    Petra Schloßer (Mittwoch, 21 August 2024 22:01)

    Sehr informativ!!!

Schreibt mir gern eine Mail für mehr Infos!

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